Oft liege ich noch ewig im Bett, scrolle durch mein Smartphone und denke mir: Ach komm, paar Minuten noch. Schlafen kann ich später immer noch. Es ist ruhig. Angenehm ruhig. So ruhig, dass man fast vergisst, wie laut der Tag eigentlich war.
Ich mochte die Nacht schon immer. Nicht aus irgendeinem romantischen Grund und auch nicht, weil ich nachts plötzlich zum kreativen Genie werde. Sondern ganz banal: Nachts will niemand etwas von mir. Keine Nachrichten, keine Anrufe, keine spontanen Ideen anderer Menschen, die natürlich sofort umgesetzt werden müssen. Die Welt schläft. Und damit auch ihre Erwartungen.
Tagsüber ist alles irgendwie permanent an. Selbst wenn man nichts macht, ist der Kopf beschäftigt. Termine, Gedanken, Dinge, die man nicht vergessen darf. Nachts fällt das weg. Der Lärm des Tages verstummt, der Druck verschwindet und übrig bleibt diese seltene Stille, die man tagsüber nur noch aus Erzählungen kennt. Kein Verkehr, keine E-Mails, keine Benachrichtigungen, die so tun, als wären sie dringend.
Das Beste an der Nacht ist aber nicht die Ruhe, sondern das offizielle Nicht-Erreichbar-Sein. Nachts darf man nichts müssen. Niemand erwartet eine Antwort. Niemand plant etwas. Es ist gesellschaftlich völlig akzeptiert, einfach nicht zu reagieren. Eigentlich ein Zustand, den man tagsüber dringend einführen sollte.

In dieser Zeit mache ich meistens nichts Besonderes. Ich lese, höre Musik, lasse Gedanken treiben oder scrolle völlig sinnlos durchs Internet. Und genau das ist der Punkt: Es fühlt sich nicht falsch an. Kein schlechtes Gewissen, kein „Du solltest jetzt eigentlich…“. Nachts gibt es kein Muss. Nur ein Kann. Und manchmal nicht mal das.
Vielleicht bleibe ich deshalb so gerne wach. Nicht, weil die Nacht magisch ist, sondern weil sie ehrlich ist. Sie verlangt nichts, sie drängt nicht und sie will nichts von mir. Sie ist einfach da.
Und wenn ich dann irgendwann doch einschlafe, denke ich mir meistens:
Okay, war gut. Morgen ist früh genug wieder Alltag.
In diesem Sinne, gute Nacht.
Euer Patrick
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